Montmartre, eines der bekanntesten Pariser Stadtviertel, wurde auf der mit 128 Metern höchsten Erhebung der Stadt erbaut. Früher soll hier ein römischer Tempel, der dem Gott Merkur geweiht war, gestanden haben. Später wurde an gleicher Stelle ein Benediktinerkloster errichtet. In den Wirren der Französischen Revolution wurde das Kloster von Jean-Paul Marat zerstört. Einige Jahrzehnte wurde der ganze Stadtteil Mont-Marat genannt. Gelebt hat die Bevölkerung unter anderem vom Abbau von Silex, einem gelb und braurot gestreiften Mineral zur Schmuckherstellung, das in unterirdischen Gipslagerstätten gefördert wurde. Damals standen über 30 Mühlen im Montmartre die zur Förderung des Gipses und der Mineralien dienten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde, wegen Einsturzgefahr des ganzen Berges, die Produktion eingestellt und die Mühlen nach und nach abgerissen. Die einzige Erinnerung ist die berühmte Moulin Rouge, das Wahrzeichen am Fuß des Berges. Nur schade das diese Straßen rund um Moulin Rouge zu einem Vergnügungsviertel der billigsten Art mit zahlreichen Nepplokalen, Shows zweifelhafter Qualität und unzähligen Sexshops heruntergekommen ist. Allerdings ist diese Mischung eines der größten Touristenmagnete der Stadt, vielleicht liegt die Anziehungskraft aber auch nur an den vielen preiswerten Hotels dieses Viertels.
Ein anderen Eindruck von dem Viertel hat derjenige der sich zu Fuß, zum Beispiel von den Bahnhöfen Gare de l´Est oder Gare du Nord kommend, nähert oder aus der Metrostation Barbès Rouchechouart steigt. Der Besucher hat das Gefühl in einem arabischen oder afrikanischen Basar zu sein. Einige Schritte weiter in Richtung der berühmtesten Sehenswürdigkeit des ehemaligen Dorfes, der Kirche Sacré Cœur, wird es deutlich ruhiger. Es empfiehlt sich nicht den kürzesten Weg zu nehmen, sondern die kleinen Nebenstrassen entlangzugehen. Das Viertel mit seinen kleinen Bistros und „Tante Emma“ Läden zieht den Besucher in seinen Bann. Das liegt sicherlich auch an der gemächlichen Gangart die fast jeder beim Erklimmen der steilen Strassen und Treppenstufen einlegt. Entschädigt wir man auch durch den einen oder anderen überraschenden und bezaubernden Blick auf Paris. Der einzige Weinberg in Paris liegt hier und erinnert daran, das auch in Paris früher an vielen Stellen Weinberge lagen um die Bevölkerung mit ihrem Alltagsgetränk zu versorgen. Kommt man Sacré Cœur näher nimmt die Schar der Touristen aus aller Herren Länder deutlich zu. Oben angelangt ist es, wie bei allen Aussichtspunkten, recht voll, da auch noch die Bustouristen, die sich der Kirche von Norden her genähert haben, hinzukommen.
Neben der Aussicht und den Straßen rund um Moulin Rouge ist der Ruf als Künstlerviertel, der die Beliebtheit Montmartres begründet hat. Maler wie Toulouse Lautrec, Picasso, Monet, Utrillo, van Gough oder Braque haben hier gelebt und gearbeitet. Allerdings wanderten schon nach dem ersten Weltkrieg die berühmten Künstler ab. Aber es gibt es immer noch Künstler, vor allem rund um den Platz du Terte die ihre Arbeiten dem Touristen verkaufen. Anspruchsvolle Kunst sollte man nicht erwarten, aber nette Erinnerungsstücke. Die Künstler dürfen keine Drucke oder Lithographien verkaufen, was die Polizei auch streng kontrolliert. So bekommt der Tourist, wenn schon keine große Kunst, so doch wenigstens Unikate. Metrostationen: Barbès Rouchechouart, Place Clichy, Blanche, Pigalle, Anvers, Abbesses
Foto: H.J. Franzen
Quelle: pairola-media (H.J. Franzen)
|