Der Mann hatte Ideen: An einen Bambusstab hängte er eine Laterne, bestieg einen Turm der Stadtmauer und versuchte, den Blitz einzufangen, um die darin enthaltene Energie aufzubewahren. Das Vorhaben scheiterte, und doch gelang Alessandro Volta im Jahr 1800 der Durchbruch, als er abwechselnd jeweils mehrere Scheiben aus Zink, in saurer Flüssigkeit getränkter Pappe und Kupfer aufeinander stapelte. Näherte er sich mit einem Finger einem der Stapelenden, gab es einen kleinen Funken - die Batterie war erfunden. Weltweit wird heute die Einheit der elektrischen Spannung (Volt) nach Alessandro Volta benannt. Seine italienische Heimatstadt ehrt den großen Physiker noch heute an verschiedenen Orten. Im neoklassizistischen Volta-Tempel, wunderschön am Ufer des Comer Sees gelegen, sind in chronologischer Reihenfolge all jene Apparaturen ausgestellt, die den Forscher auf seinen Weg hin zur Batterie geleiteten. Interessant ist auch der etwa 45 Meter hohe Turm an der noch existierenden mittelalterlichen Stadtmauer, in dem Volta experimentierte. Das als Fünfeck angelegt imposante Bauwerk ist heute nach dem Volta-Freund Cesare Gattoni benannt, der hier 1768 den ersten Blitzableiter der Stadt installierte. In der Via Volta 62 befindet sich das Geburtshaus des Meisters und auf der Piazza Volta steht ein großes Monument zu Ehren des Physikers, der nebenbei in den Sümpfen des Lago Maggiore auch das Methangas als entflammbaren Energiestoff entdeckte.
Einen sehr modernen Konflikt im an alten Kunstschätzen so reichen Italien offenbart ein Blick auf die schöne neoklassizistische Fassade des nach Volta benannten Gymnasiums. Zierde des Baus sind echte römische Säulen, die von der Stadtverwaltung jedoch hinter hohen Einrüstungen aus Holzplatten versteckt worden - auch Italiens Schüler zeigen eben wenig Respekt vor der antiken Handwerkskunst und meinen überall draufschreiben zu müssen, wer wen gerade liebt.
Eine schöne architektonische Kulisse findet sich auf der Piazza Duomo. Hier stehen in einer Reihe der Stadtturm aus dem 12. Jahrhundert, von dem aus im Mittelalter die weltlichen und religiösen Neuigkeiten verkündet wurden, daneben der 1215 erbaute Palazzo Brotello, der, eingekleidet in rotem, weißen und schwarzen Marmor, als Rathaus diente und schließlich der Dom.Begonnen wurde mit dem Bau des Doms 1396. Bei einer Bauzeit von über 300 Jahren verschmelzen in ihm Gotik, Renaissance und romanischer Baustil zu einer ästhetischen Einheit.
Als zentrales Gotteshaus ist auch dieser Dom reich bestückt mit vielerlei faszinierenden Kunstwerken, seien es die Fresken, ein Flügelaltar in Holz aus 1509 oder der marmorne Hauptaltar aus dem Jahr 1317. Außergewöhnlich sind die freihängenden Wandteppiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die in gewebter Form biblische Geschichten erzählen. Kurios ist der Jesus, der mit langer Matte aus echtem Menschenhaar am Kreuz hängt.Daß die Heiden Plinius der Ältere und Plinius der Jüngere mit Standbildern an der Domfassade geehrt wurden, zeigt die Toleranz der Dombauer. Plinius der Ältere war eine Art "Urvater" der Reisejournalisten - von Como aus zog er in die weite Welt hinaus und publizierte anschließend seine Reiseberichte. Beim Ausbruch des Vesuv 79 v. Chr. fand er den Tod.
Als Pilotprojekt auch für andere Gotteshäuser wurde der Dom vor dem Papstbesuch 1996 innen und außen restauriert und geputzt. Die helle Fassade und die schönen weißen Säulen sind Zeugnis dieser Arbeit. Seit Lorenzo il Manificio, prächtiger florentinischer Herrscher aus der Familie der Medici, im 15. Jahrhundert den Befehl zum Pflanzen von Maulbeerbäumen gab, entwickelte sich Como zur Seidenstadt. Die Blätter des Maulbeerbaumes sind wichtigstes Nahrungsmittel der Seidenraupen. Auch wenn die Raupen nur bis zum Zweiten Weltkrieg gezüchtet wurden, ist Como bis heute europäisches Zentrum für die Verarbeitung der nunmehr importierten Seide. Zahlreiche Geschäfte in den engen Gasen und Straßen der von Römern gegründeten Stadt bieten Luxusgüter aus Seide in guter italienischer Qualität an. Das 1990 eröffnete Seidenmuseum zeigt auf 800 Quadratmetern alle zur Herstellung des edlen Stoffes notwendigen Maschinen.
Etwa 300000 Deutsche besuchen alljährlich die Provinz Como, wobei die Zahl der Touristen seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 stetig zugenommen hat. Lothar Matthäus, Karl-Heinz Rummenigge, Jürgen Klinsmann, aber auch die Sängerin Milva oder Modezar Gianni Versace sowie in alter Zeit Winston Churchil und Konrad Adenauer residierten schon in den herrlichen Villen rund um den Comer See. Der Y-förmige See mit einem Umfang von 180 Kilometern und einer tiefsten Stelle von 410 Metern lädt ein zum Surfen, Segeln und Wasserski-Fahren. Entlang seiner Ufer gibt es ein gut organisiertes Netzt mit Wander- und Radtouren.Für die Besucher noch chicker gemacht hat sich die Stadt Como mit dem Beschluß, die hübsche Seeuferpromenade am Wochenende für den Verkehr zu sperren.
Fotos: pairola-media
Quelle: pairola-media
|