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  Siena - Palio, Etrusker und Päpste

Die steinere Stadt auf dem Hügel birgt in ihren Mauern den vielleicht schönsten Platz Italiens, il Campo. Zweimal im Jahr erleben dort Einheimische und Besucher das nervenaufreibende Schauspiel des Palio. Ein Pferderennen, bei dem die verschiedenen Stadtteile um die Ehre reiten und das so manchem Reiter und Pferd Knochenbrüche bereitet. Die Freude der Sieger schmälert dies nicht. Sie feiern bei Harteweizenspaghetti, die schon die Etrusker kannten, Chianti oder Brunello sowie Vernaccia. Natürlich gehört auch ein fettarmes Steak dazu.

Die 17 Contrade, wie in Siena die Stadtviertel heißen, sind nicht vergleichbar mit Stadtteilen in Deutschland, bestenfalls mit der liebevollen Abneigung zwischen Köln und Düsseldorf. Im Mittelalter waren es soziale Gemeinschaften mit relativer Unabhängigkeit und einem starken Zusammenhalt. Letzterer zeigt sich noch heute zweimal im Jahr beim Palio, am 2. Juli und 16. August. Gewinnt das Pferd einer Contrada das Rennen, bedeutet dies höchste Ehre für dessen Bewohner. Aber trotz dieser Unterschiede, die nochmals durch Wappen an den Straßenecken deutlich gemacht werden, sind die Sieneser stolz auf ihre Stadt als ganze. Der mit Travertinmarmor gekrönte Torre della Mangia an der Piazza Il Campo überragt mit seinen gut 100 Metern alle anderen Gebäude und scheint sie um sich zu einen.

Siena zählt heute rund 60 000 Einwohner, vor der Pest von 1348 waren es fast doppelt so viele Menschen. Siena, die Stolze, wie Dante sie nannte, gehtlaut Sage auf eine Gründung der Söhne von Remus zurück. Nach dem Mord an ihrem Vater hatte ihr Onkel Romulus sie aus Rom vertrieben. Sie sollen entsprechend den Gründern der Ewigen Stadt von der römischen Wölfin genährt worden sein, daher ist in Sienahäufig ihr Abbild zu finden.

Historisch ist Siena eine Etruskergründung, wurde schon im 4. Jahrhundert Bischofssitz und gehörte in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends zu den mächtigsten Städten in Italien. Kaisertreu standes gegen das papsttreue Florenz, dem es sich erst 1555 völlig unterwerfenmusste. Trotz dieser Kontroverse mit Rom kommen vier Päpste aus Sieneser Familien. Die Piccolominis stellten gleich zwei Kirchenführer.

Der beherrschende Baustil Sienas ist die Gotik. Auch hier unterscheidetsich die Stadt von ihrer Erzrivalin Florenz, die von der Renaissance geprägt ist. Kluge Menschen in der Stadtverwaltung haben gegen alle wirtschaftlichen Interessen stets das historische Stadtbild geschützt. Insbesondere in der Nachkriegszeit wurde ein revolutionärer Schritt unternommen und die Innenstadt zur Fußgängerzone erklärt. Heute gibt es in den Randzonen genügend Parkplätze und auf den mit Steinplatten belegten Straßen lässt es sich bis spät in die Nacht angenehm flanieren. Anzuraten ist dabei ein Besuch im Cafè Nannini. Freunden italienischer Musik ist der Name bekannt durch die Popsängerin Gianna Nannini.

Die Kunstschätze Sienas sind zahllos. Zur besseren Orientierung ist es daher sinnvoll, sich einen Stadtplan im Fremdenverkehrsbüro, beispielsweise an der Piazza Il Campo, zu besorgen. Beginnen kann man dann mit dem am Platz gelegenen Palazzo Pubblico. Auf dem Weg zum Dom mit der unvergleichlichen Libreria Piccolomini sollte man nicht den Palazzo Chigi-Saracini, heute die Musikakademie, übersehen; dann im weiteren Verlauf die herrliche Brunnenanlage Fontebranda und die Kirche Santa Catarina. Die Heilige bewirkte im 14. Jahrhundert maßgeblich die Rückkehr der Päpste von Avignon nach Rom. Für Fotografen ist es wichtig, die Piazza Salimbeni, an der der gleichnamige Palast steht, am späten Nachmittag zu besuchen, da dann die Sonne das Gebäude, Sitz der Bank Monte dei Paschi di Siena, in ein günstiges Licht taucht. Die Bank selbst wurde vor über 500 Jahren gegen die Wucherer gegründet, um insbesondere die armen Hirten in der Region Siena vor überhöhtem Zins zu schützen.

Nach einem Rundgang auf den Spuren Sieneser Kunst empfiehlt sich am Abend eine der vielen Trattorien mit Sieneser Küche. Empfehlenswert sind die Stammlokale der einzelnen Condrade, die die örtlichen Spezialitäten an Pasta- und Fleischgerichten in guter Qualität und in ansprechender Atmosphäre anbieten. Selbstredend mit dem passenden Wein aus der Toskana dazu.


Fotos: Robert Himmrich
Quelle: pairola-media (Robert Himmrich)

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