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  Siziliens Süßspeisen

Sizilien, Goethes "Land, in dem die Zitronen blühen", zieht jeden Besucher in seinen Bann. Neben den unzähligen Sehenswürdigkeiten und der faszinierenden Landschaft, den wunderschönen Badestränden und versteckten Buchten, insbesondere auch auf den vielen kleineren, Sizilien vorgelagerten Inseln wie die Liparischen bzw. Äolischen Inseln, Pantelleria, die Ägadischen und Pelagischen Inseln, lockt die einfallsreiche sizilianische Küche. Ein Bummel über die barocken Altstadtmärkte von Catania und Palermo läßt den Besucher in das Farbenmeer der lokalen Produkte eintauchen: Gemüse in allen Farben und Formen, frischester Fisch und Langusten, köstliche Käsevariationen, Lamm und Zicklein, Ätnakirschen und Walderdbeeren aus Noto, ein nicht überschaubares Angebot an Delikatessen für jeden Geschmack. Sizilianische Weiß- und Rotweine wie Corvo, Etoro oder Aicamo aus den Weinanbaugebieten am Ätna, den Liparischen Inseln, Messina, Syrakus, Ragusa und Trapani oder die Dessertweine Zibibbo und Marsala, fehlen heute in keinem Weinführer mehr.

Die arabische Kultur hat in Sizilien nicht nur in der Architektur viele Spuren hinterlassen, man denke an den Palazzo della Zisa in Palermo und das einzigartige Kloster in Monreale, sondern auch in der Küche und vor allem in der Kunst, Süßspeisen herzustellen. Bei einer Reise durch Sizilien verbindet sich mit jedem Gebäck, jeder Nachspeise, jeder Süßigkeit ein Stück Geschichte der Insel, die in den vergangenen Jahrtausenden durch den Einfluss so vieler verschiedener Völker geprägt wurde. Die sizilianische Konditorkunst ist weltbekannt. Spezialitäten wie Cassata (Biskuittorte mit Ricotta und kandierten Früchten), Cannoli (ausgebackene Teigröllchen mit Pistazien und Ricotta gefüllt), Tormne (Konfekt aus Nüssen und Honig), Frutta martoranei so heißt das dekorative aus Marzipan naturgetreu nachgeformte und kolorierte Obst, köstliches Mandelgebäck, aber auch die fantasievollen sizilianischen Eiskreationen sind für jeden Süßigkeitenfan ein besonderes Erlebnis. Heutzutage sind die ehemals lokalen Spezialitäten der sizilianischen Konditorkunst fast überall auf der Insel zu finden. Trotzdem gibt es selbstverständlich Geheimtipps, um selbige direkt am Ursprungsort zu verkosten.

Wer seine Reise in Messina beginnt, wird hier an der Pignoccata nicht vorbeikommen wollen, die stolz in allen Schaufenstern der Konditoreien präsentiert wird. Hierbei handelt es sich um ein im Ofen gebackenes oder in Schmalz ausgebackenes und anschließend mit Zucker- oder Schokoladenguss überzogenes Gebäck aus Eierteig in Form eines übergroßen Pinienzapfens, das schon wegen seiner interessanten Form nicht als Nachtisch oder zum Kaffee fehlen sollte.

Unterwegs in Richtung Catania stößt man auf die Hänge des Ätna. Im Bronte-Gebiet am Ätna liegt die Heimat der italienischen Pistazien, deren Kerne gehackt und gemahlen in den Pasticcerien der gesamten Insel zu den verschiedensten Arten von Gebäck verarbeitet werden. Zu den typischen Pistazienspezialitäten gehören die Pistacchiata oder Fastucata, Süßspeisen, für deren Zubereitung die Pistazien mit Zucker, Zimt und Vanillearoma zu einer Masse verschmolzen werden, die dann wie Krokant oder Toffone verkauft wird.

Zwischen Catania und Giarre befindet sich an der Ostküste Siziliens die Hochburg des gelato. Aus dieser Gegend Siziliens soll auch Francesco Procopio de' Coltelli stammen, der im 17. Jahrhundert aus seiner Heimat aufbrach, in der Absicht, Paris mit "seinem" Sorbet zu erobern, das ursprünglich durch die Araber nach Sizilien kam. Und tatsächlich eröffnete dieser Sizilianer in Paris schon im Jahr 1686 das Eiscafe "Cafe Le Procope", wegen der vorzüglichen Getränke und Sorbets Treffpunkt von Balzac, Voltaire und weiteren Berühmtheiten. Heute zählt es zu den berühmtesten Literaturcafes der Welt.

Der berühmte Torrone, weiß und weich oder geröstet und krokant, häufig gefüllt mit kandierten Früchten, Pistaziensplittern und glasierten Nüssen, nimmt die faszinierendsten Formen an. Das beste sizilianische Torronekonfekt gibt es im Landesinneren und zwar in der Gegend um Caltanissetta und Piazza Armerina, denn hier wachsen viele Haselnußsträucher. So kann eine Besichtigung der prachtvollen Mosaiken in der Villa Casale in Piazza Armerina bestens mit dem Besuch einer Pasticceria verbunden werden.

Wer Mandeln liebt, dem sind vor allem die Orte Noto und Avola zu empfehlen. Noto, bekannt für die großartigen Bauwerke des sizilianischen Barock, ist umgeben von Mandelbäumen und berühmt für seine Mandelcreme, die zur Verfeinerung von Mürbeteigkuchen, Torten, Süßspeisen und anderen "süßen Sünden" verwendet wird. In kaltem Wasser aufgelöst wird die Mandelpaste zu einem erfrischenden und vor allem im Sommer sehr beliebten Getränk, der Mandelmilch Latte di mandorte. Zum Dessert wird ebenfalls gerne Mandellikör gereicht. Und wer im Frühjahr nach Sizilien kommt, erfreut sich an der herrlichen Mandelblüte, die nach den kühleren Wintertagen den nächsten Frühling einläutet.


Fotos: ENIT
Quelle: ENIT / pairola-media

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