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Geheimnisvoll waren sie zu allen Zeiten. Und je unerreichbarer, um so größer war ihr Ruhm und ihre Anziehungskraft. Die Hängenden Gärten der Königin Semiramis von Babylon zählen zu den Sieben Weltwundern. Das Paradies heißt auch Garten Eden. Salomon besingt im Hohen Lied der Liebe die Gärten des Libanons. Ludwig XIV. machte Politik mit und in seinen Gartenanlagen. Und wer keinen fürstlichen Hofgarten sein Eigen nennt, der pflegt seinen Schrebergarten mit aller Hingabe. Innonzenz III., ein Zeitgenosse Franziskus' von Assisi, ließ zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf dem Egidius-Hügel hinter seinem vatikanischen Palast einen Kräuter- und botanischen Garten für seine Leibärzte schaffen. Allerdings war dem sogenannte Pomerium nur eine kurze Blüte beschert. Französische Machtpolitik zwang sieben Päpste, ihren Sitz nach Avignon zu verlegen. Einer heiligen Frau, Katharina von Siena, verdanken es die Vatikanischen Gärten, dass sie zu neuer Pracht erblühen konnten. Sie holte die Päpste aus Südfrankreich zurück, die sich dann für den Vatikan als ihren Wohnsitz entschieden. Mit Nikolaus V. begann dann Mitte des 15. Jahrhunderts die Renaissance das Lebensgefühl in Italien und Rom zu prägen. Dieser Zeit verdanken wir die vollkommensten Kunstwerke, auch die Schönheit der Gärten nahe dem Petrusgrab. Der Hinweis auf das Petrusgrab macht deutlich, dass zu Beginn der christlichen Zeitrechnung hier nicht labende Ruhe zu besinnlichen Spaziergängen unter Platanen, Eichen und Lorbeer einlud, sondern das Gebrüll von Löwen, das Kampfgeschrei von Gladiatoren und die Todesqualen der ersten Märtyrer die Schaulustigen anzogen. Auf dem Gebiet des heutigen Vatikans boten die römischen Kaiser Caligula und Nero ihren Untertanen blutrünstige Zirkusspiele, die für die Christen regelmäßig tödlich endeten. Auch Petrus wurde hier gekreuzigt, wie es die Tradition erzählt. Ebenso erlebten einige seiner Nachfolger in den Vatikanischen Gärten harte Zeiten. Nachdem vor gut 100 Jahren Pius IX. den Kirchenstaat und seine Souveränität beim Kampf um die italienische Einigung verloren hatte, erklärte er sich zum Gefangenen im Vatikan, und die Gärten waren für ihn und seine Nachfolger für viele Jahrzehnte nichts anderes als ein blühender Gefängnishof. Heute hat sich dies allerdings radikal geändert. Deutschen Besuchern wird aber eher das Stück Berliner Mauer auffallen, mit dem sich die Hauptstadt der Wiedervereinigung beim katholischen Kirchenoberhaupt für dessen Verdienste um den Fall des Eisernen Vorhangs bedankte. Seit der Einigung Italiens kam noch das Gebäude für Güterverwaltung des Kirchenstaats hinzu und die ersten Sendeanlagen von Radio Vatikan. Pius XI. ließ sich einen veritablen Bahnhof bauen und Paul VI. schließlich einen Hubschrauberlandeplatz. Ihn hat der heutige Papst intensiv als Ausgangspunkt für viele seiner Reisen genutzt. Eine weitere Kuriosität, die man kaum in einer Gartenanlage vermutet, ist die vatikanische Tankstelle, die alle Angestellten des kleinsten Staates der Welt zum Tanken von steuerfreiem Benzin nutzen können. Jüngste bauliche Errungenschaft ist die Casa Santa Martha, die den Kardinälen bei der nächsten Papstwahl eine angemessene Unterkunft bietet.
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