Vor allem für eins sind die Bewohner der kanarischen Inseln bekannt: für ihre unbändige Lebensfreude und ihr Talent, auch aus dem kleinsten Anlass ein großes Fest zu machen. Es wird behauptet , das fast jeden Tag irgendwo auf dem kanarischen Archipel eine Feierlichkeit begangen wird und den Inselbewohnern ist selten ein Weg zu weit, um bei einer Fiesta dabei zu sein. Meist handelt es sich hierbei natürlich eher um kleinere Feste von denen die Urlauber nichts mitkriegen, es sei denn, sie halten sich zufällig im richtigen Bergdorf auf. Dennoch gibt es einige Ausnahmen. Zu den wichtigsten religiösen Festen, zu Ostern und Weihnachten, finden überall prachtvolle Prozessionen statt. Beeindruckend sind auch die Festivitäten anlässlich Fronleichnams. Auf Teneriffa werden während der sogenannten Octavo de Corpus Christi die Strassen von La Orotava und La Laguna mit einem Meer aus Blüten geschmückt. In langwieriger Kleinarbeit werden aus unzähligen Blumen und farbigem Sand biblische Szenen nachgestellt und seit je her streiten sich die beiden Städte, wer die schöneren Bilder zu Stande bringt.
An das Corpus Christi schließt sich direkt die Romería an – was übersetzt Pilgerfahrt, Wallfahrt bedeutet. Bei diesen Feierlichkeiten ziehen die Kanarios in ihren folkloristischen Trachten durch die Strassen, Karren werden von blumengeschmückten Ochsen gezogen und an jeder Ecke findet man Tanz, Gesang und vor allem Wein, mit dem die zahlreichen Leckereien hinuntergespült werden. Die Romerías sind dermaßen beliebt, das sich die einzelnen Gemeinden untereinander absprechen um eine zeitliche Überschneidung zu vermeiden. So kann es vorkommen, dass sich diese Feste wochenlang über die kanarischen Inseln ziehen.
Die Königin der Fiestas ist jedoch auf Teneriffa zu finden. Den Tinerfenos, den Inselnbewohnern, bedeutet ihr carnaval alles. Während dieser Zeit verwandelt sich das Alltagsleben in eine einzige Fiesta und die ansteckende Ausgelassenheit verbreitet sich über die gesamte Insel. Der carnaval auf den kanarischen Inseln kann auf eine jahrhundertlange Geschichte zurückblicken. Das ursprünglich nur in Griechenland und Italien stattfindende Frühlingsfest, wurde von Felipe IV und Carlos III nach Spanien geholt. Auf den Kanaren gehörte das Spektakel schon vor mehr als 200 Jahren zu den beliebtesten Anlässen zum Feiern. Wie sehr die Tinerfenos ihren carnaval lieben, zeigte sich, als sie sich dem Befehl Francos wiedersetzten, der alle öffentlichen Karnevalsveranstaltungen verboten hatte. Franco, der Teneriffa kannte, befürchtete ,dass sich während dieser Zeit subversives Gedankengut durchsetzten könnte. Auf Teneriffa benannte man das Fest kurzerhand in las fiestas de invierno – Winterfeste – um, und umging somit das Verbot.
Heute ist der Karneval auf Teneriffa offiziell zu einer Veranstaltung von internationalem, touristischen Interesse erklärt worden. Nicht selten fällt der Vergleich mit Rio de Janeiro oder New Orleans und innerhalb Europas gilt er als der ausgelassenste und seine Paraden als die größten und schönsten. Als Konkurrenz tritt letztlich nur die Stadt Las Palmas auf der Nachbarinsel Gran Canaria an, deren Bewohner den Karneval in ähnlich fanatischer Weise begehen.
An den Feierlichkeiten wirken mehr als 20.000 Menschen aktiv mit, und weit über 200.000 sind jährlich als Zuschauer dabei. Auch zu einem Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde hat es der kanarische Karneval schon gebracht, als 1987 auf der Plaza de Espana in Santa Cruz 240.000 Menschen zur größten Open Air Karnevalsveranstaltung der Welt zusammenkamen. Über die Vorbereitungen wird täglich in den Zeitungen berichtet und die einzelnen agrupaciones, die Karnevalsgruppen, wetteifern untereinander um die prächtigsten Kostüme. Gleich zu Beginn der Festivitäten werden die Prinzessinnen gekürt. Ihre Kleider sind verschwenderische Kunstwerke, von denen eines allein mehrere Millionen Peseten kosten kann.
Unumstrittener Höhepunkt sind jedoch die corsos, die großen Prozessionen, die am Dienstag in Santa Cruz und am folgenden Samstag in Puerto stattfinden, sowie das Begräbnis der Sardine am Aschermittwoch, bei dem eine riesige Sardine von Klageweiber begleitet begraben wird. Es folgen Feuerwerke und Freiluft Veranstaltungen, bis der Karneval mit der Pinata Sabado y Domingo am nächsten Wochenende aufhört.
Gleichzeitig beginnen damit jedoch die Feste in den kleineren Gemeinden wie Los Realejos, Icod, Candelaria und auf den Nachbarinseln, so das noch bis in die Fastenzeit hinein die karnevalistische Stimmung zu spüren ist.
Foto: Tourspain
Quelle: pairola-media
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