Betritt man die Provinzhauptstadt durch ihre massiven Stadtmauern, hat man das Gefühl als sei die Zeit im innersten Kern Ávilas stehen geblieben. Dabei reicht die Geschichte der Stadt noch wesentlich weiter zurück als es die mittelalterliche Kulisse vermuten lassen würde. Bereits 700 vor Christus existierte hier eine Siedlung, die dann von den Römern zur Festung ausgebaut wurde. Mit dem Niedergang des römischen Imperiums setzte auch der Verfall Ávilas ein. Erst unter der Herrschaft von Raimund von Burgund erholte sich die Stadt und erlebte im 16. Jahrhundert eine wahre Blütezeit. Aus dieser Zeit sind viele Baudenkmäler erhalten geblieben.
Wahrzeichen der Stadt ist die mächtige Mauer, die als besterhaltene in Europa gilt. Ihr Bau wurde im Jahr 1090 begonnen. Am interessantesten ist die Ostwand, wo der bekannteste der insgesamt 88 Türme zu finden ist. Der sogenannte „cimorro“, integriert einen Teil der Apsis der Kathedrale in die Stadtmauer. Er hat so die Funktion eines zusätzlichen Wehrturms, ist aber bei weitem der dekorativste.
Ebenfalls an der östlichen Front liegen die Puerta del Alcázar und die Puerta de San Vincente, zwei Zwillingstore, welche die imposanten Wehrtürme flankieren. Von hier aus ist es den Besucher auch möglich, einen eigens dafür hergerichteten Teil der Stadtmauer zu besteigen und den Blick über die Stadt zu genießen. Durchschreitet man die Puerta del Peso de la Harina aus dem 16. Jahrhundert, sieht man sofort die beeindruckende Kathedrale. Auf den ersten Blick mag das Gotteshaus mehr an eine kriegerische Festung erinnern. In der Fassade vermischen sich gotische und barocke Element zu einem fast 43 Meter hohen Zinnenturm. Mit dem Bau der Kathedrale wurde bereits im 12. Jahrhundert begonnen, im 14. Jahrhundert folgten Anbauten und Erweiterungen zumeist im gotischen Stil.
Bautechnisch sind vor allem die Höhe des Gebäudes und die Anordnung des Chorgangs beachtenswert. Insbesondere der Chorgang um den Hochaltar gilt als eine geniale Lösung des Problems von Spannung und Belastung. Im 17. Jahrhundert wurde die Hauptfassade vollendet. Im Inneren der Kathedrale sollte man dem Grabmal des Bischofs Alonso de Madrigal, mit seiner wunderschönen Ausführung in Alabaster, besondere Beachtung schenken. Faszinierend sind auch die Gemälde von Pedro Berruguette, Santa Cruz und Juan de Borogna, die als Höhepunkte spanischer Malkunst gefeiert werden. Im Anschluss empfiehlt sich auch ein Besuch des Kathedralmuseum, in dem wertvolle Skulpturen, Bücher, Sakralgegenstände und sogar ein Gemälde von El Greco untergebracht sind.
Von hier führt die Strasse Calle de los Reyes Católicos zur Plaza del Mercado Chico, einem ehemaligen römischem Forum. Hier befindet sich die Kirche San Iglesia de San Juan, in der die heilige Therese getauft wurde. Das Taufbecken ist bis heute erhalten geblieben. Am gleichen Platz liegt auch das Rathaus von Ávila.
Folgt man der Strasse Calle de López Núnez, kann man die Herrschaftshäuser der Familie Águila und das Palais der Familie Verdugo besichtigen. Beide sind herausragende Bauten, die in ihrem Stil ganz der militärischen Strenge und Sachlichkeit entsprechen, die typisch für Ávila ist.
Nicht ohne Grund trägt Ávila den Beinahmen „de los Caballeros“, die Ritterstadt. Es gibt eine Vielzahl von Adelshäusern, die zwar im Lauf der Zeit an Glanz verloren haben, aber immer noch beachtliche Werke der profanen Baukunst sind. Sehenswert sind in dieser Hinsicht besonders der Palacio de Benavites, heute ein Parador, also ein staatliches Luxushotel. Darüber hinaus das Palais Polentinos, mit einer schönen Renaissance Fassade und der Palast der Familie Dávila. Diese Anlage besteht aus vier Häusern, die jeweils in einem anderen Stil errichtet wurden. Sie ergeben eine Art Festung mit Zinnen und Schießscharten.
Ganz in der Nähe erreicht man das Kloster Mosén Rubí, mit Elementen aus der Gotik und der Renaissance und das älteste Tor der Stadtmauer: Portillo de Mariscal. Das der heiligen Theresa gewidmete Kloster Convento de Santa Teresa, liegt an der Plaza de la Santa und wurde auf dem Grundstück ihres Geburtshauses, des Herrschaftshauses der Familie Cepeda erbaut. Man sollte sich die Schnitzereien und die schöne Kapelle ansehen, die auch den Namen der Reformatorin des Karmeliterordens trägt. Eine der ältesten Kirchen der Stadt ist Iglesia de San Pedro, am Platz El Grande gelegen, in dessen Nähe sich auch die Klöster Conceptionistas und Nuestra Senora de Garcia befinden. In letzteres trat die heilige Therese mit 16 Jahren ein.
Gegenüber kann man die romanische Kirche Santo Tomá el Viejo besichtigen. Läuft man durch die Strasse Calle del Teatro, gelangt man direkt in den Park San Vincente, mit großen Steinplatten aus der Römerzeit. Neben dem Park erhebt sich die Basilika San Vicente, das schönste romanische Bauwerk der Stadt. Sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut um drei Märtyrer zu würdigen , die an dieser Stelle den Tod fanden. Bemerkenswert ist die westliche Fassade El Pórtico de la Gloria de Ávila. Im Inneren beeindruckt die Basilika durch ein ungewöhnlichen Zusammenspiel von Raum und Licht.
In geringer Entfernung kann man auch noch der Kirche San Andrés einen Besuch abstatten. Einem romanischen Gotteshaus, in dessen Kapelle eines der besterhaltenen Kapitelle aufbewahrt wird. Erwähnenswert ist auch das Kloster Monasterio e Santo Tomás, ein Meisterwerk der isabellinischen Gotik, dessen Bau im Jahr 1493 vollendet wurde. Es beherbergt die Grabanlage des Kronprinzen Juan mit Kunstwerken von Domenico Fancelli. Unbedingt anzusehen sind auch die drei wunderschönen Kreuzgänge: des Noviziats, des Schweigen und der Könige.
Fotos: Tourspain
Quelle: pairola-media
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